Irrtümer der Elektromobilität: E-Autos im Faktencheck

Irrtümer der Elektromobilität: E-Autos im Faktencheck

Die Elektromobilität ist nicht am Kommen - sie ist längst da. Und erlebt einen stetigen Aufwärtstrend. Dennoch ranken sich um Elektroautos viele Mythen und Vorurteile. Wir haben diese 10 Irrtümer der Elektromobilität genauer unter die Lupe genommen.

1. Die öffentliche Infrastruktur fehlt

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Die Anzahl von Elektroautos wächst und wächst. Im Juli 2021 fuhren 1 Million Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb auf deutschen Straßen. Doch wie sieht es mit öffentlichen Ladestationen aus? Das Ladesäulenregisters des Bundesverbands der Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) meldet, dass in Deutschland 20.650 öffentliche und und teilöffentliche Ladepunkte installiert sind. Das entspricht einem Zuwachs von 50 Prozent innerhalb eines Jahres. Besonders in Städten ist das öffentliche Ladesäulennetz gut ausgebaut - zu den Spitzenreitern gehören Hamburg (948), München (945) und Berlin (933). Der BDEW betont, dass, für die aktuellen beim Kraftfahrt-Bundesamt gemeldeten Elektroautos, das bundesweite Angebot der öffentlichen Ladeinfrastruktur ausreiche. Allerdings muss der Ausbau der privaten Ladeinfrastruktur an Fahrt aufnehmen, denn die meisten Besitzer:innen von Elektroautos laden ihre Fahrzeuge zu Hause oder am Arbeitsplatz auf. Stefan Kapferer, Vorsitzender der BDEW-Hauptgeschäftsführung hierzu: 

"Das Bundesjustizministerium muss endlich Fakten schaffen, damit es jedem Mieter und Wohnungseigentümer möglich ist, Ladeinfrastruktur einzubauen, wenn er die Finanzierung sicherstellt. Eine entsprechende Änderung des Miet- und Wohnungseigentumsrechts kostet keinen Cent, würde die Elektromobilität aber einen großen Schritt nach vorne bringen."

2. Elektroautos haben eine zu geringe Reichweite

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Eine verbreitete Angst in Verbindung mit der Elektromobilität ist, aufgrund geringer Akkuladung liegenzubleiben. Diese Sorge ist jedoch unbegründet, denn die angeblich mangelnde Reichweite stellt beim modernen Elektroauto kein Problem dar. Der Aktionsradius von Elektroautos verbessert sich kontinuierlich. Nur noch knapp 15 Prozent weisen eine Reichweite von weniger als 200 Kilometer auf. Tatsächlich beträgt die durchschnittliche Reichweite eines Elektroautos, welche ohne Zwischenstopp zurückgelegt werden kann, etwa 400 Kilometer. Bis 2025 soll sie sogar auf durchschnittlich 800 Kilometer ansteigen. Wenn man also keine größeren Distanzen zurücklegen möchte, reicht ein Ladevorgang pro Woche völlig aus.

3. Die CO2-Bilanz von Elektroautos ist nicht besser als die von Verbrennern

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Es ist durchaus richtig, dass die Herstellung der Batteriezellen einen hohen Energiebedarf erfordert, der im Vergleich zu einem mit fossilen Brennstoffen betriebenen Auto höhere Emissionen zur Folge hat. Der ökologische Fußabdruck des Elektroautos ist allerdings über seine Lebensdauer deutlich geringer. Im Gegensatz zu einem Fahrzeug mit Verbrennungsmotor, kann man mit einem Elektroauto klimaneutral werden. Dies hängt jedoch vom Strommix ab. Das bedeutet, je mehr Strom aus erneuerbaren Energiequellen stammt, desto klimafreundlicher die Elektromobilität.

"Ein Auto, das Normalstrom tankt, emittiert bei einer jährlichen Fahrleistung von 14.300 Kilometern nur 1,06 Tonnen CO2 pro Jahr. Das sind knapp 60 Prozent weniger als ein Auto, das mit Super Benzin (2,38 t CO2/Jahr) oder Diesel-Kraftstoff (2,42 t CO2/Jahr) fährt" (BDEW).

4. Die Batterien von Elektroautos verbrauchen wertvolle Rohstoffe

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Die Kritik, dass Rohstoffe für die wachsende Elektromobilität nicht reichen würden, kann entkräftet werden. Es stimmt, dass die Produktion von elektrisch angetriebenen Fahrzeugen mehr Rohstoffe verbraucht, als die Produktion von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor. Die bekannten Ressourcen von Lithium, mit rund 62 Millionen Tonnen, und Kobalt, mit rund 145 Millionen Tonnen, sind jedoch relativ groß. Die Wahrscheinlichkeit ist also sehr gering, dass hier in absehbarer Zeit eine Knappheit besteht. Dennoch lässt sich nicht abstreiten, dass deren Gewinnung Umwelt und Mensch schadet. Deshalb muss sichergestellt werden, dass der Nachhaltigkeitsfaktor ernstgenommen wird, damit die Elektromobilität auch sauber bleibt.

"Klar ist: Bei den alternativen Antrieben müssen wir Sorge tragen, dass beim Vorher schon ans Nachher gedacht wird. Deswegen hat das Bundesumweltministerium die Entwicklung von Recyclingverfahren für neue Komponenten gefördert und es gelten schon jetzt Wiederverwertungsvorgaben für Batterien und Fahrzeuge. Prozessfortschritte, eine höhere Materialeffizienz, technologische Innovationen, mehr erneuerbare Energien in der Herstellung und auch Recycling können dazu beitragen, den Rohstoffbedarf zu senken" (BMU). 

In der Studie “Resource consumption of the passenger vehicle sector in Germany until 2035 – the impact of different drive systems“, welche vom Bundesumweltministerium in Auftrag gegeben und vom Öko-Institut zusammen mit ifeu und Transport&Environment durchgeführt wurde, hat das Forschungsteam den Ressourcenaufwand für unterschiedliche Entwicklungen umfassend analysiert. 

Folgende Kernempfehlungen lassen sich aus der Studie ableiten:

  • Lieferketten-Sorgfaltspflicht in Bezug auf wichtige Batteriematerialien
  • Forderung nach ehrgeizigen Recyclingzielen für Batterie-Schlüsselmaterialien
  • Etablierung einer Kreislaufwirtschaft
  • Beschleunigung des Ausbaus von erneuerbaren Energien
  • Kriterien für verantwortungsvolle Rohstoffgewinnung für die verbleibende Rohölförderung

5. Die Ladezeiten sind zu lang

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Natürlich geht das Nachladen des Elektroautos nicht so schnell vonstatten, wie die Betankung eines konventionellen Autos. Das ist aber auch nicht weiter tragisch. Autos weisen im Alltag eine durchschnittliche Standzeit von etwa 23 Stunden auf - eine Aufladung in Windeseile ist daher nicht unbedingt erforderlich. Da das Auto in dieser Zeit nicht genutzt wird, ist es ein idealer Zeitpunkt, um den Akku zu beladen. Ein weiterer Vorteil hierbei ist, dass der Ladeprozess des Elektroautos, anders als bei der Betankung an der Tankstelle, nicht beaufsichtigt werden muss. In Bezug auf längere Fahrstrecken haben bereits aktuelle Fahrzeugmodelle größere Akkus und damit eine höhere Reichweite. Ebenfalls verbessert sich die Schnellladetechnologie der Fahrzeuge zusehends, was sich positiv auf die Ladezeiten auswirkt.

6. Elektromobilität ist teuer

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Für viele spielen mitunter die hohen Anschaffungskosten eine entscheidende Rolle, um sich gegen ein Elektroauto zu entscheiden. Tatsache ist, dass wenn man die staatlichen Innovationsprämien berücksichtigt, Stromer sich im Preis nicht deutlich von vergleichbaren Verbrennern unterscheiden. Auch im Unterhalt schneiden Elektroautos besser ab, das betrifft nicht nur Wartungs- oder Servicekosten, sondern vor allem Kosten den Strom betreffend. Laut dem CHECK24 Vergleichsportal sind die Benzinkosten für einen Verbrenner 89 Prozent höher als die Stromkosten für ein Elektroauto. Bezogen auf die durchschnittlichen Kosten des Haushaltsstroms pro kWh (Stand Mai 2021: 30,37€) und den durchschnittlichen Stromverbrauch aktueller Elektroautos, betragen diese 6,30€ pro 100 Kilometer. Im Vergleich: Der durchschnittliche Benzinverbrauch in Deutschland und der Preis für Superbenzin ergeben Kosten von 11,88€ pro 100 Kilometer. Mit einem Elektroauto kann man also auf die Dauer viel Geld sparen!

7. Das Stromnetz ist Elektroautos nicht gewachsen

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Elektroautos boomen. Doch wie sieht es mit diesem Punkt unserer Irrtümer der Elektromobilität aus? Hält das Stromnetz dem Zuwachs der Elektromobilität stand? Die Antwort ist: Ja. Der ADAC berichtet, dass 10 Millionen weitere Elektroautos einen zusätzlichen Strombedarf von 5,6 Prozent benötigen, was einem Umfang von 30 TWh entspricht. Im Jahr 2020 wurden 18 TWh Strom ins Ausland exportiert, mit denen man rein rechnerisch 6 Millionen Elektroautos hätte betreiben können. Damit das Stromnetz nicht überlastet wird, sind Heimladestationen bis 11 kW Leistung melde- und über 12 kW genehmigungspflichtig. Auf diese Weise können Verteilnetzbetreiber das Netz gezielt stärken und weiter ausbauen sowie Ladevorgänge gezielt koordinieren.

Entgegen der Kritik, für Elektroautos wäre nicht genügend Strom vorhanden, kann man aufbringen, dass auch ein Auto mit Verbrennungsmotor stromfressende Zusatzstoffe braucht. Beispielsweise werden rund 200.000 kWh jährlich für den Betrieb von Tankstellen benötigt. Auch bei der Herstellung und dem Transport der Treibstoffe wird Strom benötigt. Um genauer zu sein: Um einen Liter Kraftstoff zu erzeugen verbraucht man etwa 1.600 kWh.

"Alleine der Stromverbrauch zur Herstellung der Kraftstoffe entspricht also schon einem nennenswerten Anteil des Stromverbrauches eines Elektroautos. Anders formuliert: Die Hälfte des Stroms, die ein E-Auto braucht, geht beim Verbrenner in den Treibstoff" (Edison Media).

Norwegen ist seit vielen Jahren internationaler Spitzenreiter beim Umstieg auf die Elektromobilität. 2020 waren 54 Prozent der neu zugelassen PKW reine Elektroautos - rechnet man die Plug-In-Hybride hinzu waren es sogar 75 Prozent. Trotz der hohen Anzahl an Elektroautos und dem stetigen Wachstum, bleibt das Stromnetz stabil.

8. E-Autos bieten keine Sicherheit und sind brandgefährlich

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In Bezug auf die Sicherheit von Elektroautos muss man keine Bedenken haben. Der ADAC äußert sich dazu wie folgt:

"Ein brennendes Elektroauto erregt viel Aufmerksamkeit, da die Technologie noch neu ist und die Menschen sowie Medien dementsprechend aufmerksam sind – Angst ist dagegen unbegründet. Aktuell gibt es keinerlei Hinweise darauf, dass Elektroautos mit oder ohne Unfalleinwirkung eher zum Brennen neigen als Autos mit Verbrennungsmotor" (ADAC).

Am Kritischsten ist tatsächlich, dass die Batterie aufgrund eines Unfalls beschädigt wird. Dieses Sicherheitsrisiko wird jedoch bereits bei der Konstruktion bedacht, sodass Hersteller die Batterie im Unterboden der Fahrzeuge verbauen, um sie vor Deformation zu schützen. Hierbei muss auch hervorgehoben werden, dass es keine Hinweise darauf gibt, dass Elektroautos eher zum Brennen neigen als Verbrenner. Auch ist die Wahrscheinlichkeit gering, dass Elektroautos nach einem Unfall in Flammen aufgehen - dafür sorgt die Crashsensorik des Fahrzeugs, die das Hochvoltsystem sofort abschaltet.

9. Nicht mehr zu verwendende Akkus werden entsorgt und belasten die Umwelt

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Der Akku eines Elektroautos erreicht sein Lebensende, wenn er lediglich 70 Prozent der ursprünglichen Energiemenge speichern kann. Da der Akku den größten Kostenfaktor darstellt, kommt sein Lebensende einem wirtschaftlichen Totalschaden gleich. Die Akkus in diesem Zustand zu entsorgen ist jedoch weder ökonomisch noch ökologisch sinnvoll. Vielmehr kann der Akku im sogenannten "Second Life" wiederverwendet werden. Ein Beispiel bietet das BMW-Werk in Leipzig. Ein stationärer Großspeicher aus alten und neuen Akkus speichert selbst erzeugten Solar- und Windstrom und nutzt diesen dann wieder für die Produktion. Ist auch dieses Lebensende des Akkus erreicht bleibt nur noch das Recycling, denn die enthaltenden Rohstoffe, wie Lithium oder Kobalt, sind zu wertvoll, um einfach entsorgt zu werden.

Folgende drei Empfehlungen gibt der ADAC an die Politik:

  • Eine separate Kategorie in den einschlägigen Regularien für die Antriebsbatterien
  • Anhebung der Recyclingeffizienz auf über 90 Prozent
  • Schaffung geeigneter Rahmenbedingungen für die Weiterverwendung von gebrauchten Batterien (Second Life)

10. Elektroautos besitzen keinen Spaßfaktor

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Das ist natürlich Geschmackssache. Viele Elektroautos verfügen über Allrad. In Verbindung mit der Tatsache, dass Elektromotoren einen besonders hohen Drehmoment aufweisen, sollte  die Beschleunigung nicht unterschätzt werden. Kein Benzin- oder Dieselwagen kann da mithalten. Ein weiterer Pluspunkt liegt in der verbauten Batterie im Fahrzeugboden. Dies führt zu einem tieferen Schwerpunkt und damit zu mehr Sportlichkeit - vor allem in den Kurven. Die begleitete Stille führt zu einem einzigartigen Fahrerlebnis. Man muss weder die Kupplung betätigen, noch in verschiedene Gänge schalten, sodass man ohne Unterbrechungen beschleunigen und die Fahrt geräuscharm genießen kann.

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