Hohe Strompreise für E-Autos - dennoch kein Grund zur Sorge

Hohe Strompreise für E-Autos - dennoch kein Grund zur Sorge

Die gestiegenen Energiekosten wirken sich nicht nur auf die Mobilität mit Verbrennerfahrzeugen aus, sondern haben auch die Elektromobilität erreicht. Die gestiegenen Strompreisexplosionen gefährden die Zukunft des Elektroautos, so einige Stimmen. Dennoch sollte man nicht die Ruhe verlieren.

2030 sollen 15 Millionen Elektroautos auf deutschen Straßen rollen. Doch das Ziel der Bundesregierung wirft derzeit viele Fragen auf: Wird es den dafür nötigen zusätzlichen Strom geben? Und wird dieser bezahlbar sein?

Fakt ist, die aktuelle Strompreisentwicklung reduziert den Kostenvorteil des Elektroautos gegenüber dem Verbrenner. Ladestromanbieter erhöhen ihre Preise – bis zu 80 Cent pro Kilowattstunde werden an einer Schnellladesäule verlangt. 

Dennoch ist ein Elektroauto im Betrieb immer noch günstiger als ein Verbrenner – aufgrund des geringeren Energieverbrauchs auf 100 Kilometer. Nimmt man zur Grundlage, dass ein Liter Benzin 1,90 Euro kostet und ein Pkw für 100 Kilometer zehn Liter Benzin benötigt, sind das umgerechnet 19 Euro je 100 Kilometer. Ein Elektroauto benötigt etwa 20 Kilowattstunden für diese Strecke. 

Somit liegt der Break-even aktuell bei 95 Cent pro Kilowattstunde: Ein Elektroauto ist derzeit mit jedem Ladestrom günstiger, der weniger als 95 Cent je Kilowattstunde kostet.

Dies gilt auch nur für jene Elektroautos, die vorwiegend im öffentlichen Stromnetz laden. Die meisten Besitzer*innen eines Elektroautos haben die Möglichkeit, ihren Stromer zu Hause oder bei der Arbeit zu laden.

Wo kommt der zusätzliche Strombedarf aber her, um die 15 Millionen-Marke bis 2030 zu erreichen? Martin Wietschel, Leiter des Competence Center Energietechnologien und Energiesysteme am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe, taxiert ihn auf 42 Milliarden Kilowattstunden. "Das scheint viel zu sein, ist es aber nicht“, so der Energetiker. Um die Klimaziele zu erreichen, müssen die erneuerbaren Energien schnell ausgebaut werden. Bis 2045 müsse die geplante Strommenge aus Wind und Sonne auf fast 800 Terawattstunden im Jahr steigen. Wietschel sieht die Herausforderung eher darin, das Gas und Öl der Industrie zu kompensieren und den Bedarf an Wärmepumpen zu decken. Den für die Elektromobilität zusätzlich benötigten Strom sieht er eher als kleines Problem. Vielmehr ist das Elektroauto ein wichtiger Baustein der Energiewende, "um Schwankungen bei den Erneuerbaren auszugleichen".

Den Einsatz von grünem Wasserstoff oder E-Fuels im Auto betrachtet Wietschel mit großer Skepsis – der Strombedarf in der Erzeugung sei einfach zu hoch. „Zur Batterie sind dies keine Alternativen“. Genügten bei einem E-Auto 20 Kilowattstunden, um eine Strecke von 100 Kilometer zurückzulegen, seien bei einem mit Wasserstoff betriebenen Fahrzeug bereits 50 kWh nötig, E-Fuels würden den Bedarf sogar auf 100 Kilowattstunden pro 100 Kilometer anheben.

Auch hinsichtlich der Strompreisentwicklung beruhigt der Experte. Vor dem Ukraine-Krieg hätten Berechnungen seines Forschungsbereichs ergeben, dass der Strompreis bis 2030 relativ stabil bleibe – mit einem Rückgang danach wegen des Ausbaus der erneuerbaren Energien. „Langfristig ist davon weiterhin auszugehen.“


Quelle: Berliner Zeitung – Teurer Strom: Ist die Elektromobilität am Ende? // Elektroauto-News.net – Teurer Strom bremst Elektromobilität – dennoch kein Grund zur Sorge

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